Prosa
Liebe Elli,
verzeih, daß ich mich einen Tag später melde. Doch, ich bin mir sicher, du wirst es verstehen !
Ich beginne von vorne: Die Nacht, die auf den Besuch des Anakena-Strand folgte, war sehr bewegend ! Die Fähigkeit bewußt und intensiv zu träumen, verstärkt sich seit meinem Aufenthalt auf der Osterinsel. Am Abend nahm ich mir noch vor, mich am nächsten Tag in den Vulkan Maunga Terevaka abzuseilen.
Doch die Geschehnisse, die ich im Traum erlebte, brachten mich von diesem Vorhaben ab. Es passierte folgendes: Ich schlummerte schnell in der Erdhöhle ein und befand mich im Traum vor dem Eingang der Jungfrauenhöhle, der Ana o Keke, wieder. Und es sah alles realistisch aus. Ich hatte zuvor Bilder und ein Video der Höhle gesehen und erkannte sogleich wo ich mich befand.
Ich hatte die innere Eingebung, daß man mich dort erwartete. Und ohne dies zu hinterfragen, lief ich in die dunkle Höhle hinein und bog nach rechts ab. Dort waren Leuchter mit brennenden Kerzen an der Wand angebracht. So konnte ich, für ein kurzes Stück, den weiteren Verlaufs des Ganges einsehen. Plötzlich vernahm ich einen süßlichen Blumenduft. Er umfing mich und wirkte positiv und wohltuend auf meinen Seins-Zustand ein. Ich fing an zu schweben und ließ mich von dem Duft leiten.
Und bog in den linken Gang ein. Vor mir lag ein runder Raum. In seiner Mitte war er vertieft. Und mit klarem Wasser gefüllt. Ohne Worte wußte ich, daß ich mich in diesem Becken reinigen sollte. Ich schwebte hinab und tauchte in das angenehm temperierte Wasser ein. Als ich mich vollständig rein fühlte, stieg ich aus dem Wasser. Und stand vor einem Wasserfall, der vorhangsartig den Eingang einer weiteren Höhle verbarg. Ich schwebte hindurch.
Nun kam ich in einen Raum, der von warmen Licht und frischer Luft erfüllt war. Vögel, die Kolibris ähnelten, durchflogen die Luft. Sie naschten an den Pollen der Blumen, die oberhalb der Höhle in sich verwoben waren. Ich sah einen Sessel, der mich zum Sitzen einlud und nahm das Angebot an. Wie aus dem Nichts, erschien eine lichte und hochschwingende Gestalt. Ich erkannte sie, von den vorhergehenden Begegnungen, als dieses zauberhaft zarte Hasenmädchen. Sie kam auf mich zu und sagte nur: „Bis morgen, vor der Höhle, bei Sonnenaufgang !“
Ich wachte auf, krabbelte aus meinem Erdloch,und sah nach, ob die Sonne schon aufgegangen war. Es war dunkel und meine Uhr verriet mir, daß ich in einer Stunde aufbrechen sollte. Da sich die Jungfrauenhöhle auf der anderen Seite der Insel befand. Ich fühlte eine immense Kraft und Energie in mir und war mir sicher, dorthin sprinten zu können.
Und so flitzte ich, ohne Kraftaufwand, Richtung Jungfrauenhöhle und mir gelang der Aufstieg ohne Mühe.
Und was ich kurz zuvor in der Höhle erlebte, wiederholte sich nun. Ich betrat die Höhle und durchlief den Prozeß des Gereinigtwerdens durch Blütenduft und das Wasserbecken. Ich durchschritt diesmal den Wasserfall, der sich über mir ergoß. Und betrat die angenehm beleuchtete Höhle. Doch diesmal, standen da zwei Sessel und einer davon war schon besetzt. Du erahnst bestimmt schon von wem ? Es war die Häsin, die mir im Traum erschienen war.
Sie empfing mich mit einem herzlichen Lächeln und lud mich ein, neben ihr, Platz zu nehmen. Sie erzählte mir, daß sie aus einer langen Ahnenreihe der Neru Jungfrauen stammte. Und nun den Ruf vernommen hatte, sich einen Seelenpartner zu suchen. Bei diesen Worten errötete ich und mein Herz schlug schneller.
Magisch zog es mich auf den Boden. Ich erzählte ihr, daß ich in 10 Tagen wieder abreisen würde. Vor ihr kniend bat ich sie, den Rest des Urlaubs, mit mir zu verbringen. Die Antwort war ein strahlendes Lächeln und sie begleitete dies mit den Worten, was für ein wunderbarer Einfall dies wäre.
Mit dieser Erzählung möchte ich die Geschichte und damit den Reiseblog zum Ende bringen: Nun habe ich eine Begleiterin an meiner Seite. Und kann, all die Dinge, die ich auf der Insel noch tun wollte, mit ihr gemeinsam erleben. Und wer weiß, was daraus geschieht … 🙂
Liebe Elli,
fühl dich lieb von mir umarmt. Du wirst weiterhin von mir hören. Doch ich werde den weiteren Verlauf nur dir persönlich mitteilen.
Dein Osterhase
http://www.almogaren.org/ic-digital/ICDigital_Almogaren_XXXIX-11_(2008).pdf
http://www.osterinsel.de/09-ana-o-keke-jungfrauenhoehle.htm
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© Elli (Elke Strohmaier)
Fotoquelle: Sven Ziegler auf Pixabay
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