Rosarot (1)

Eines Tages flog eine Turteltaube, die ein kleines Ei in ihrem Bauch trug, Richtung Land. Sie wollte dem Trübsal der Stadt entfliehen. Und ihren Nachwuchs auf dem Dorf großziehen. Instinktiv fühlte sie, daß es ein Taubenmädchen werden würde.

Unter sich nahm sie einen kleinen Bauernhof wahr und entschied sich spontan auf ihm zu landen. Prachtvolle Bäume, mit dichter Blätterkrone, luden sie ein auf einem von ihnen zu landen. Und dort ein Nest zu bauen. So wie es die Art der Turteltauben ist.

Als ihr Täubchen aus dem Ei schlüpfte, war sie erstaunt, daß dessen Farbe von ihrer abwich. Sie hatte eine dezente rosarote Färbung. Die ersten Wochen wurde das Kleine noch liebevoll von ihrer Mutter mit Kropfmilch gefüttert.

Doch ein paar Wochen später stöberte sie Lassi, der Hofhund, auf. Und die Taubenmutter bekam von seinem Gebelle einen so großen Schreck, daß sie einfach wegflog. Der Versuch des kleinen Turteltäubchens einfach mitzufliegen endete in einem Bauchplatscher auf dem Boden.

Es richtete sich wieder auf, schüttelte seine Flügel und erstarrte als der Hund ihr näher kam. Und sie dann, ganz überraschend, mit seiner warmen Zunge abschleckte und ihr kein Leid zufügte. Lassi hatte beim letzten Welpenwurf zwei seiner Nachkömmlinge verloren. Und nahm das Täubchen ganz selbstverständlich unter seine Fittiche.

Doch als Erstes nahm er es vorsichtig in sein Maul und brachte sie zu Rosie der Besitzerin des Hofes. Diese nahm das kleine Taubenmädchen mit in die Stube.

Die Bäuerin Rosie war ganz entzückt von ihr. Und sie war diejenige, die ihr den Namen Rosarot gab. Und erzählte ihr, daß die Art der Turteltäubchen für Glück, Liebe und Frieden stehen würde.

Rosarot wuchs, liebevoll von Rosie umhegt und gepflegt, die nächsten Wochen in der Stube auf. Die Bäuerin versorgte sie mit all der Nahrung, die Turteltäubchen in der Natur essen.

Samen von diversen Kräutern, Blumen und Gräser. Und auch Fichten- und Kiefernsamen. Später erhielt sie auch ganze Körner dazu.

Rosarot übte bereits das Fliegen in der Stube. Und sie liebte es auf dem Fensterbrett zu sitzen. Und von dort aus das bunte Treiben der Menschen und Tiere auf dem Hof zu beobachten. Vor dem Fenster wartete meist, leise jaulend, Lassi auf sie.

Als Rosie einmal das Fenster offen ließ hüpfte Rosarot auf das äußere Brett. Und wurde von dem Hofhund mit einem freudigen und aufgeregten Bellen empfangen.

Die weiteren Flugversuche verliefen jetzt in der Gegenwart von Lassi ab. Mit Ruhe und Geduld ließ er es zu, daß Rosarot gerne auf ihm landete. Und manchmal ließ sie sich, auf seinem Rücken reitend, den ganzen Hof zeigen. Sie feilte ihre Flugkünste stetig aus, war wendig wie keine andere Taube. Und hätte mir Bravour an einem Kunstflug-Wettbewerb teilnehmen können.

Sie wußte noch nicht, daß am nächsten Tag eine Überraschung auf sie warten würde. In Form eines verrupften Stadttäubchens, das auf der Flucht vor einem aufdringlichen Täuberich sich, auf dem Lande, verirrt hatte. Und mit Müh und Not auf dem großen Heuballen landete. Doch das ist eine andere Geschichte …

© Elli (Elke Strohmaier)

Fortsetzung folgt …

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Infoquelle: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/artenschutz/turteltaube/index.html

Fotoquelle Taube: fotocommunity

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