Tim – Ein Nikolaus in Kleinformat

Tim wollte dieses Jahr unbedingt der Nikolaus im Dorf, in dem er wohnte, sein. Den Holzschlitten hatte er schon dazu. Seinen eigenen Rennschlitten ! Und das passende Wetter auch. Die letzten Tage hatte es, immer wieder geschneit und alles war mit Weiß bezogen. Aber das Kostüm fehlte noch. Der alte Hr. Krämer, der die letzten 10 Jahre die Rolle des Nikolaus übernommen hatte, war krank geworden. Er war mit Alois, seinem Dackel, durch die Straßen gezogen. Und hatte Geschenke in die Nikolausstiefel, die vor dem Haus standen, gesteckt.

Seine Mutter war tief eingebunden in die Vorbereitungen des Weihnachts-basars im Dorf und hatte wenig Zeit. Als er ihr von seiner Idee erzählte, meinte sie nur, der Nikolaus wird doch von einem Erwachsenen gespielt. Er sollte noch ein paar Jahre warten. Er war ein wenig traurig darüber. Und verstand es nicht. Das mußte doch nicht so bleiben !

Aber da gab es noch seine Großmutter. Sie war bei dem Gespräch dabei-gewesen. Und hatte aufmerksam zugehört und Tim angelächelt. Als sie sich verabschiedet hatte, meinte sie zu ihm, daß das eine schöne Idee sei. Und sie schauen würde, was ihr dazu einfällt.

Und so machte er sich dran, die fehlenden Utensilien zu suchen. Im Keller fand er einen alten Kartoffelsack. Als er auf dem Dachboden stöberte, fiel ihm der alte Wanderstab von Papa in die Hände. Heute abend wollte er ihn fragen, ob er ihn benutzen durfte. Aber, der weiße Bart fehlte noch ! Vielleicht fand er diesen in Opas großer Requisitenkiste. Sein Opa war früher Kostümbildner am Theater gewesen.

Zwei Tage später war es soweit, die Oma rief an und sagte, er solle heute nachmittag zu ihnen kommen. Tim war schon ganz aufgeregt und wartete ungeduldig auf das Ende der letzten Schulstunde. Als er dann bei seinen Großeltern klingelte, machte es seine Oma spannend. Sie schickte ihn auf ihre alte Bühne hoch und sagte, daß es zwar nicht Ostern wäre, er aber trotzdem auf die Suche gehen solle. Schnell lief er die Holzstiegen zur Bühne hoch. Er arbeitet sich von vorne nach hinten durch. Fand viele spannende Sachen wie Opas alte Holzeisenbahn und hätte sie am liebsten gleich ausprobiert. Doch zuerst wollte er das Kostüm finden.

Da wurde er auf einen roten Karton aufmerksam. Rot das passt doch zum Nikolaus, dachte er. Er öffnete sie langsam und staunte. Da lag kein neues Kostüm drin, sondern ein Älteres ! Aber wie schön es war: rotglänzend, aus Samt und verziert. Er er es aus der Kiste holte, entdeckte er einen weißen Kinderbart und sogar weiße Haare darunter. Diese schienen selbstgemacht zu sein. Da hatte sich wohl Opa an die Arbeit gemacht !

Er nahm alles mit und eilte die Stiegen wieder herunter. Und fiel seinen Großeltern in die Arme. Tim war so glücklich. Sein Opa meinte, daß da aber noch was Wichtiges fehlen würde ! Er hatte Josef, den Hund noch gar nicht mit seiner Kostümierung gesehen. Dieser trug ein lustiges Rentiergeweih aus Plüsch auf seinem Kopf. Dieses war mit einer Leuchtkette umwickelt. Und trug es gelassen und würdevoll. Sein Opa meinte, daß Josef ihn, als Nikolaus, begleiten würde.

Zum Schluß erzählte ihm sein Großvater noch, daß sein Vater, als er in seinem Alter war, das gleiche Bedürfnis wie er hatte. Den Nikolaus zu spielen ! Und er ihm damals dieses Kostüm geschneidert hat, das er bald tragen würde.

Und in den frühen Nachtstunden vor dem Nikolaustag, zog er, mit stolz-erfüllter Brust, mit Schlitten, Geschenken und einem leuchtenden Rentier-Hund, durch die Gassen und Straßen, mit schön dekorierten Fenstern und puderzuckerbedeckten Dächern aus Schnee.

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© Elli (Elke Strohmaier)

Bildquelle: Mariya auf pixabay

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2 Antworten zu „Tim – Ein Nikolaus in Kleinformat”.

  1. So eine schöne Geschichte, zu gern hätte ich den Tim und seinen Rentierhund mal gesehen!
    Liebe Grüße
    Regina

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    1. Vielen Dank, liebe Regina ! Aber auch deine „Nikolausgeschichte“ hat mich sehr angesprochen. Klaus – Nikolaus, die Bedeutung und der Auftrag, der aus dem Namen entstand. Die Idee mit dem menschlichen (gefüllvollen) Gehilfen. Sehr schön ! Herzlich grüßt dich, Elli

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