Clara lag hellwach in ihrem Bett und konnte nicht einschlafen. Sie war noch erfüllt von der schwingender Musik des Festes, die nachvibrierte. Den leckeren Gerüchen, die in ihre Nase gestiegen sind. Und dem gemeinsamen Singen am Lagerfeuer und den wilden Tänzen rund herum.
Heute war Frühlingsanfang. Und sie hatte, mit ihren Freunden, Eltern, Verwandten und Nachbarn im Garten gefeiert. Dieses Jahr durfte sie die Rolle der Frühlingsgöttin übernehmen. Sie war sieben Jahre alt geworden.
Nun lag sie im Bett und wartete darauf, daß sich das Tor zur Traumwelt für sie öffnete. Sie erinnerte sich an das alte Einschlaflied, das ihre Mutter oft für sie sang. „La, li, lu, nur der Mann im Mond schaut zu, … “ Und summte es leise. Es wirkte, sie wurde müde. Das schillernde Tor öffnete sich langsam und dahinter zeigte sich ein alter Wald. Ein hell beleuchteter und funkelnder Wald, der von einem smaragdblauen Himmel umrahmt war.
Clara stand auf dem Waldboden, umwoben vom Vanilleduft der nahe stehenden Salweiden. Umschwirrt von bunten Glühwürmchen. Die sich in ihren Haaren absetzten und somit den Weg vor ihr beleuchteten. Der Wald war erfüllt von Glühwürmchen, die lustig funkelnd im Wald herumsausten.
Sie umflogen und befunkelten die Eulen, die statt, durch die Lüfte zu sausen, schlafend auf den Ästen saßen. Ihre leisen Atemgeräusche erinnerten sie an Walzermelodien, zu denen ihre Eltern gerne zusammen tanzten.
Die Äste der Bäume, schienen mit Lichterketten, wie an Weihnachten, der Tannenbaum im Wohnzimmer, behangen zu sein. In Nester geborgen befanden sich blaue Flugmäuse, die aneinandergekuschelt seufzende Töne von sich gaben. Und Leuchtkäfer, die über die Rinde laufend, aussahen wie Züge oder Autostraßen, welche von der Ferne, in klitzekleiner Gestalt, blinkten und strahlten.
Staunend blickte sie nach oben und stellte kichernd fest, daß umgehend Glühwürmchen nach oben flogen um ihr den Weg dorthin zu beleuchten. Sie wollte diesen Zauberwald und seine Bewohner erkunden. Und schuf sich einen Gesamtüberblick, indem sie sich hoch oben auf einen Ast, in der Krone eines Baumes, setzte. Wie eine Elfe, die in ihren Büchern beschrieben wurde, saß sie da oben und baumelte mit den Beinen hin und her.
Dann nahm sie Musik aus der Ferne wahr. Eine ganz andere Musik als die von Mama oder Papa. Clara erkannte sie als Fiedelmusik und bekam Lust zu singen und zu tanzen. Magisch wurde sie davon angezogen und flog in diese Richtung.
Als sie näher kam sah sie Feen und Elfen, die im Kreis aufgestellt, dort tanzten. Ihre Mutter nannte es Kreistänze. Sie bewegten sich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Drehten sich während des Tanzes, nach links und nach rechts. Wechselnden ihre Partner, ohne daß sie den Übergang, von einem zum anderen, erkennen konnte.
Sobald sie näher heranschwebte, verlangsamten die Naturwesen ihren Tanz und schauten neugierig zu ihr. Eine Welle von Zuneigung, ein Vertrautsein und ein Wiedererkennen zeigte sich in ihren Gesichtern. Sie luden sie ein in ihrem Kreis zu weilen und sich dem Tanz hinzugeben.
Es freute sie, daß sie, gerade aus ihrem ersten Jahrsiebt getreten, bei den Feen und Elfen mitfeiern durfte. Eine der kleineren Feen, mit einer Krone in der Hand, schritt auf sie. Diese war ganz aus den Schätzen des Waldes geflochten. Würdevoll setzte die Fee ihr die Krone auf. Sobald diese ihre Haare berührte, fühlte sie eine Kraft, die in sie floß, sich ausweitete und sich in ihr verankerte.
Clara schlug die Augen auf und war erfüllt von einer unbekannten Freude. Sie sah die aufgehende Sonne über sich, die sie erwärmte. Erst jetzt nahm sie wahr, daß sie gar nicht in ihrem Bett lag. Sie lag in dem Kreis des Gartens, indem das Gras kindshoch gewachsen war. Und konnte sich nicht erklären, wie sie dort hingekommen war. Sie wußte nur, daß sie einen intensiven Traum in einem Zauberwald hatte. Als sie sich umschaute, sah sie die Krone neben sich liegen. In dem Moment, als sie sie berührte, kam die Erinnerung zurück …
© Elli (Elke Strohmaier)
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Fotoquelle: MissyWhimsyArt von pixabay
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