Die Bedeutung von Märchen – Wolf-Dieter Storl

Kinder hungern nach Märchen. Märchen sind Seelennahrung für sie. Märchen sind Botschaften aus den anderen Dimensionen des Seins. Die Welt ist nämlich mehr, viel tiefer und weiter als das, was unser alltäglicher Verstand und unser ängstliches Ego uns vorspiegelt. Auch wir sind mehr als das, was unser flüchtiges Dasein in einer materiellen Dimension vermuten lässt.

Wenn die Märchen verstummen, verdunkelt sich unser Lebensweg!

Wolf-Dietrich Siegmund, Tiefenpsychologe

Die tiefere Bedeutung hinter Märchen

Wir sind Lichtwesen, Seelen, auf einer Reise durch diese irdische Dimension. Die Märchen erinnern uns an unser wahres Wesen.

Sie sind eine Landkarte, ein Kompass für die Seele. Sie bringen auf bunte, bildhafte Weise in Erinnerung, was wir in unserem Alltag so leicht vergessen. Kinderseelen, den Nachklang himmlischer Welten noch in sich tragend, verstehen die Märchen – insofern diese echt sind und nicht nur erdachte Fantasiegebilde.

Der verwunschene Königssohn und die von einer bösen Stiefmutter geschundene Königstochter stellen niemand anders dar als unsere eigene göttliche Seele, die sich in einer verzauberten, stiefmütterlichen Welt zurechtfinden muss.

Deswegen sind auch für Erwachsene Märchen heilsam. In früheren Zeiten erzählte man solche Geschichten am Abend am warmen Herd im Kreis der Familie. Der Feierabend war die segensvolle Zeit, wenn das Tagwerk ruhte und man sich dem Geistigen zuwendete. Jung und Alt, Kinder und Erwachsene lauschten dann gebannt, was die Alten, die Großmütter und Großväter, denen das Leben Weisheit geschenkt hatte, vortrugen.

Märchen sind Kunde aus andern Dimensionen

Märchen sind vielschichtig. Sie auf unterdrückte sexuelle Wünsche und infantile Fantasien zu reduzieren, wie es freudianische Psychoanalytiker gerne tun, oder in ihnen Dokumente klassengesellschaftlicher Ausbeutung zu erkennen, wie man es von marxistischen Soziologen kennt, tut ihnen Unrecht. Märchen sind, wie es das mittelhochdeutsche Wort maere ursprünglich bedeutete, »Kunde, Bericht«. Es handelt sich um eine wahre Kunde aus übersinnlichen Dimensionen.

Noch für Martin Luther hat es in dem Weihnachtslied diese Bedeutung: »Vom Himmel hoch, da komm ich her. Ich bring euch gute neue Mär; der guten Mär bring ich so viel, davon ich singen und sagen will.«

Diese Mär ist also kein Lügenmärchen, sondern bezieht sich auf das höchste spirituelle Mysterium, die leibliche Geburt des Göttlichen.

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Fotoquelle: Prawny auf pixabay

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