Der wahre Herr der Fliegen

Viele kennen William Goldings düsteren Roman „Herr der Fliegen“. Ein Flugzeugabsturz, eine einsame Insel und Schuljungen, die versuchen, ohne Erwachsene zu überleben. In der Handlung dreht sich alles um die schlechten Seiten unserer menschlichen Natur, das, was eben angeblich hervorkommt, wenn die Umgebung der zivilisierten Gesellschaft schwindet.

Die Insel Ata, kein tropisches Paradies mit weißen Stränden und Palmen, sondern ein riesiger steiler Felsen, der 350 Meter aus dem Meer ragt, ohne Süßwasser und als unbewohnbar galt, wurde ihr neues Zuhause. In der regenarmen Zeit, in der es kaum möglich war an Trinkwasser zu kommen, litten sie unter rasendem Durst, den sie mit dem Blut von Seevögeln stillten, die sie sich zum Essen fingen.

Auch Fische, Kokosnüsse oder rohe Vogeleier standen auf ihrem Speiseplan. In einem alten Vulkankrater fanden sie schließlich Bananen und eine Gruppe verwilderter Hühner, die sich weiter fortpflanzten, seit die Einheimischen 1863 von einem Sklavenschiff verschleppt wurden.

Die Jungen bauten sich eine kleine Siedlung mit Gemüsegarten, ausgehöhlten Baumstämmen zur Speicherung von Regenwasser, Hühnerställen, eine provisorische Gitarre, einen Badmintonplatz, eine Turnhalle mit eigentümlichen Gewichten und das alles in Handarbeit und mithilfe einer alten Messerklinge. Und als sie es endlich zustande brachten, ein Feuer zu entfachen, ließen sie es über ein Jahr lang nicht mehr ausgehen.

Selbst als einer ihrer Mitstreiter von einer Klippe stürzte und sich ein Bein brach, schafften es die anderen fünf Jungen mit unglaublichem Einfallsreichtum ihren Freund wieder hinaufzutransportieren und seinen Bruch mit einer Schiene aus Blättern und Stöcken zu versorgen.

15 Monate überlebten sie dort, bis zufällig ein australisches Fischerboot vorbeikam, das auf der Suche nach neuen Flusskrebsgründen war. Sechs nackte Jungen, die schrien und direkt auf ihr Boot zuschwammen. Jungen, die bereits offiziell für tot erklärt und für die Trauergottesdienste abgehalten worden waren.

In diesem Sinne – lasst uns in dem Bewusstsein leben, dass der Mensch im Grunde gut ist. Und dass wir in der Lage sind, gemeinsam schier Unfassbares zu bewältigen. Lasst uns vernetzen und anfangen, kleine, stetig wachsende Inseln einer guten, hilfsbereiten und heilsamen Welt zu erschaffen.

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Quelle: telegram @VerschuetteteHeilkunst

Fotoquelle: S. Fischer Verlage, e-books

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