Innerlich bewegt verfolgte ich den Sinkflug des Flugzeugs durch das Fenster. Und versuchte mit meinen Äuglein alles aufzunehmen, was ich plötzlich in vergrößerter Ansicht wahrnahm. Ganz sanft setzte der Pilot auf der Landebahn auf. Und jenseits der Menschenkultur klatschten wir nicht dafür, sondern die Hühner gackerten im Chor und wir Langohren klatschten mit den Hinterläufen, bis uns fast unsere Sohlen brannten.
Als ich ausstieg, kam ich mir wie in einem Traum gebannt vor. Dieses Gefühl verflog erst nach und nach. Wir befanden uns auf dem Flughafen Mataveri in Hanga Roa. In der Wartehalle wurde ich von meinem Fahrer empfangen, der mich zu meinem Gasthaus nach Ana Kakenga fuhr.
Dies ist ein neu erbautes Gasthaus a la Has, das auf der Grundlage der Bedürfnissen der Hasen konzipiert wurde. Innerhalb des kleinen Hauses gibt es sogar ein weich ausgepolstertes Erdloch, in dem sich zurückziehen kann zum Schlummern oder Schlafen.
Das Haus kann auch durch einen unterirdischen Gang betreten und verlassen werden. Der Ein- bzw. Ausgang liegt diskret in einer Versenkung. Durch die Gästekarte kann die Klappe, die das Loch verdeckt, geöffnet bzw. geschlossen werden. So kommt man beim Verlassen direkt im Grünen an.
Eine doch eher schlichte und karge Landschaft mit vielen Steinen zum Drüberhopsen. Und mit großer Freude entdeckte ich bei meiner Erkundung eine einheimische Sorte von Astern. Diese stellen meine Lieblingsblumen dar. Sie schmecken leicht nussig, mit floralen Untertönen auf erdiger Basis. Nach einem Schmaus machte ich mich auf in Richtung Zweifensterhöhle, die im 2-Minuten-Sprint zu erreichen ist.
Dort angekommen entdeckte ich gleich den circa 1,5 m. großen Eingang zur Höhle und kletterte hinein. Im Reiseführer habe ich gelesen, daß die Ureinwohner diese Höhle auch als Wohnhöhle benutzten. Insbesondere versteckten sich die Rapanui um 1862/63 hier vor den Sklavenjägern. Wie schaurig ! Die Nackenhaare stellten sich in mir auf.
Ich erkrabbelte jeden Winkel der Höhle und verweilte länger dort, auch im Dunklen in den Nischen. Und versuchte mich auf den Zeitgeist einzustellen, in all den Geschehnissen, die hier passierten, einzutauchen. Als ich, nach dieser mediativen Phase, meine Augen wieder öffnete, so war es mir, als wenn, in einiger Entfernung ein liebliches Häsinnengesicht die Höhle erstrahlte und mich anlächelte. Ich rieb über meine Augen und als ich wieder dorthin sah, war die Erscheinung weg. Doch die aufkommende Wehmut wurde gleich durch eine innere Zuversicht ersetzt, was noch alles Unerwartetes geschehen könnte.
Zum Abschluß genoß ich den wunderbaren Ausblick auf die Steilküste und Meer, welche circa 10 Meter unterhalb der Höhle lag. Den Menschen wird abgeraten von hier nach unten zu klettern, denn durch die Brandung ist die Steilküste feucht und glatt. Doch als kletterfreudiger Hase stellte ich mich der Herausforderung auf famose Weise. Und machte noch ein erfrischendes Bad im Meer bevor ich wieder zu meinem Gästehaus aufbrach. Dort wartete der Meisterhasenmasseur auf mich.
Die allerbesten Grüße von der Osterinsel,
liebe Elli,
wünscht dir dein Osterhase.
Bis bald !

© Elli (Elke Strohmaier)
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